Architektur & Wohnen

Bauen und Sanieren erfolgreich angehen.

Sie möchten ein Haus bauen? - Ähnlich wie beim Autokauf, bei dem Sie Ihr Wunschauto konfigurieren, haben Sie die Wahl – und müssen Entscheidungen treffen: zu Räumen, Wohnfläche, Energiestandard, architektonischer Gestaltung und natürlich auch zu den Baukosten und Ihrem Budget.

Noch bevor Sie einen Architekten wählen oder ein Standard-Haus eines Fertighaus-Herstellers, sollten Sie vorab Ihre Möglichkeiten ausloten und Ihre Wünsche konkretisieren.

Zukunftstauglich - "Kleiner Bauen"

Als Besitzer eines kleinen Einfamilienhauses sind meine Familie und ich mit dem Leben in einem optimierten Wohnhaus vertraut. „Kleiner Bauen“ ist ein Spezialthema, bei dem es gut zu wissen ist, wann etwa ein Raum zu klein und bis wohin eine Treppe noch gut zu laufen ist. Noch setzt sich die aktuelle Architektur mit dieser Frage kaum auseinander. Auf der anderen Seite sind die gerade modernenTiny-Häuser, deren Maße durch den Transport der Gebäude vorgegeben sind, nicht für jeden akzeptabel und sinnvoll. Zwischen diesen Positionen wird „Kleiner Bauen“ interessant. Schließlich geht es darum, dass Sie ein Haus bekommen, das zu Ihnen und Ihrem Wohnbedarf passt.

Vor dem Planungsstart beachten

Wer sein neues Zuhause selbst maßgeblich mitgestalten möchte, sollte dem eigentlichen Planungsstart eine Phase der Bedarfsabklärung und Ideenfindung voranstellen. Folgende Aspekte sollten Sie dabei berücksichtigen:

  • Was ist auf dem Grundstück machbar und erlaubt?

    Das Grundstück hat bestimmte Ausrichtungen, die etwa für den Eingang oder die Gartengestaltung oder das Wohnzimmer entscheidend sind. Ebenso gibt es kommunale Vorgaben, die in Bebauungsplänen vorgeben, wie hoch gebaut werden kann, mit welchem Dach und in welchen Fassaden. Lassen Sie sich von Fachleuten beraten, welche Möglichkeiten sich aus diesen Vorgaben entwickeln lassen.

  • Wie viele Räume benötige ich?

    Ganz wichtig zu Beginn der Planung ist die Frage, wie viele Räume Sie brauchen und wie groß diese sein müssen. Verlassen Sie sich hier auf Ihre eigenen Erfahrungen. Dazu hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, in der Planungsphase stets einen Zollstock in der Tasche zu haben, mit dem Sie unterwegs Räume nachmessen können. Fragen Sie sich: Welche Räume finde ich schön, welche zu klein, welche aber auch zu groß?

Jeder Quadratmeter kostet aktuell über 2500 Euro

Teilweise erheblich darüber. Schauen Sie sich Häuser von Freunden, Musterhäuser oder Wohnbauprojekte in Zeitschriften genauer an. Aber Vorsicht: Jeder Wunsch kann zu überhöhtem Budget führen! Damit Sie sich in Ihrem neuen Zuhause wohl fühlen, kommt es übrigens nicht nur auf die absolute Quadratmeterzahl an.

"Bauen Sie nicht größer, vergrößern Sie die Fenster!" Walter Gropius, Direktor des Bauhauses

Räume sollten sich gut möblieren lassen, flexibel nutzbar und schön sein. - Es kommt also immer auch auf die gelungene architektonische Gestaltung an. Und die lässt sich auch mit einem kompakteren Baukörper verwirklichen.

Energiesparendes Bauen blickt auf die Wohnfläche

Ein kompakterer Baukörper kostet weniger und lässt weniger Wärme verschwinden. Diesen grundsätzlichen Gedanken sollten Sie im Hinterkopf haben, wenn erste Entwürfe gemacht werden. Wer kompakt (und energiesparend) bauen will, vermeidet Gauben und andere Dachaufbauten oder Vor- und Rücksprünge wie beim Erker.

Welche Vorgaben gelten für Neubauten?

Was bis vor einiger Zeit die EnEV war, heißt nun GEG (Gebäude-Energie-Gesetz). Diese gesetzlichen Vorgaben fordern zwei Strategien, wenn es um den energetischen Standard für Neubauten geht. Diese sind:

  • ein guter Wärmedämmstandard (technisch: H´t) – Hier wird nicht das einzelne Fenster betrachtet, sondern das Haus in der Summe.

  • eine Gesamtbilanz (technisch: Primärenergiebedarf Q´p) – Diese umfasst etwa eine CO2-Bilanz für den Verbrauch von Heizung, Warmwasser und Kühlung. Hier können Sie Kombinationen wählen: Beispielsweise ist es möglich, eine sehr gute Haustechnik und eine gute Gebäudehülle zu wählen oder umgekehrt. Unter der Gebäudehülle sind alle Bauteile zu verstehen, die Wärme abstrahlen, also Außenwand, Fenster oder das Dach.

Wichtig zu wissen: Natürlich gibt es Dämm-Standards für einzelne Bauteile. Schauen Sie etwa auf die Referenzwerte der KfW-Effizienzhäuser 55. Auch hier lässt sich geschickt und passgenau kombinieren, um für das individuelle Gebäude auf einen energetisch wirtschaftlichen Standard in der Gesamtbilanz zu kommen.

Weitere mögliche zukünftige Vorgaben

Graue Energie - Aktuell werden die Auswirkungen der grauen Energie diskutiert, also der Energie, die beim Bauen eingesetzt wird. Sicherlich wird diese in naher Zukunft ein zusätzlicher Faktor. Besonders massive Materialien wie Beton, Ziegel, Glas und Stahl sind mit hohen CO2-Emmissionen bei der Herstellung behaftet.

Wenn Sie überwiegend mit Holz und anderen nachwachsenden Stoffen arbeiten, sind die Auswirkungen der grauen Energie entscheidend niedriger. Das reine Umschwenken auf einen regenerativen Ersatzstoff ist allerdings nur ein Schritt. Gerade beispielsweise wird Holz entscheidend teurer, ausgelöst durch den Trend zu dieser nachhaltigeren Bauweise.

Nachhaltiges Bauen - In Deutschland kann man ohne Begrenzung groß bauen, und dies wird auch gefördert. Dies könnte sich zukünftig ändern. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Diskussion über ein Verbot des Einfamilienhauses verstehen, ist aber ein viel zu radikaler Schritt.

Ein flächenreduziertes, ressourcenschonendes Bauen bei gleicher architektonischer Nutzbarkeit und Schönheit ergibt ein ebenso gutes Ergebnis. Denn auch die Extremposition im Flächensparen, das so genannte Tinyhaus ist schlussendlich ein Einfamilien-Wohnhaus. Der Nachweis von nachhaltigem Bauen wird zukünftig wohl kommen. Wie genau dies definiert wird, ist noch in der Diskussion. Entscheidende Weichen lassen sich allerdings schon heute stellen.

Flexibilität als Qualität von Wohnhäusern, wenn sich die Wohnsituation verändert

Wer ein Haus baut, entscheidet oft unter Zeitdruck, im Hier und Jetzt. Doch eine bestimmte Lebensphase wie die Familienzeit ist irgendwann vorbei. Hier profitieren Sie langfristig, wenn Sie bei der Planung auf Flexibilität setzen, damit Ihre Wohnsituation immer zu Ihrer Lebenswirklichkeit passt.

Flexible Häuser sind so organisiert, dass man aus zwei Etagen jeweils kleinere Wohnungen entstehen lassen kann. Wer sich das vorstellen kann, sollte das Treppenhaus schon heute entsprechend anlegen. Auch lässt sich vorab festgelegen, welche einzelne Räume später einmal zu einer Einliegerwohnung abgetrennt werden. Ist die Familienphase vorbei oder verbleiben Sie allein im Haus, freuen Sie sich über eine leicht einzurichtende, altersgerechte Wohnung. Im Erdgeschoss leben Sie barrierefrei, in der Etage darüber freundliche Nachbarn oder Familienmitglieder.

Architekturberatung vor der Planung zum 'Kleiner Bauen'

Interessieren Sie sich für das Thema "Kleiner Bauen"?

Zum Ratgeber
Hubertus Pieper ist seit vielen Jahren Energieberater für Wohngebäude. Als studierter Archtitekt interessiert er sich vor allem für energieeffizientes Bauen in Holz, das dank guter Ideen mit weniger Quadrametern auskommt.
© Hubertus Pieper